Etwas zur Geschichte von offenen antifaschistischen Treffen in Leipzig

Vor dem nächsten Offene Antifa Treffen (OAT) am 20.Juni 2017 um 19 Uhr in der 1. Etage des Vorderhaus vom Conne Island (Koburger Str. 3, 04277 Leipzig) noch etwas aus der Geschichte zu offenen antifaschistischen Treffen in Leipzig. Einige Punkte sind auch heute noch aktuell. In der Klarofix #74 aus dem Jahr 2000 findet sich folgender Text:

OAP – was nun?

Zur gegenwärtigen Situation und dem Anspruch des Offenen Antifaschistischen Plenums (OAP) Leipzig

Das Offene Antifaschistische Plenum gehört seit Jahren zu den in Leipzig bestehenden antifaschistischen Gruppen. Gründe gab und gibt es zu Genüge, meist geliefert durch Nazis, was nicht heißen soll, dass andere Themen im OAP keinen Platz haben. Egal ob es nun die Nazis aus Leipzig/Grünau, Wurzen, Bremen oder … waren oder sind, die den Anstoß gaben, für einige Antifas wurde der Donnerstagabend zum festen Termin im Kalender.

Jede/r hat schon einmal etwas davon gehört, fast alle waren mindestens einmal dort … müsste doch alles zur besten Zufriedenheit mit der Situation im / ums OAP sein. Aber: Keiner redet mehr darüber … Anlass für uns das OAP aus der Kiste der Vergessenheit hervorzuholen oder Menschen, welche dieses Plenum nicht kennen, neugierig zu machen, doch vielleicht einmal Donnerstags ins Conne Island zu schauen.

1992/93 gab es genügend rechten Strassenterror und Naziaktivitäten in Leipzig und anderswo. Reaktionen und Aktionen waren gefordert. In Leipzig gab es zu diesem Zeitpunkt nur eine unabhängige Antifagruppe, die Antifa – Jugendfront. Die zweite gründete sich an einem Sonntag in der Lichtwirtschaft mit ganz vielen Interessierten. Die erste vom OAP geplante Aktion lief dann zu dem bei Nazis beliebten und alljährlich stattfindenden Rudolf – Heß – Gedenken 1993 in Fulda. 4 Busse und mehrere Autos fuhren nach Weimar, wo der Aufmarsch mit Fahnen und Trommeln eigentlich stattfinden sollte.

Heute ist es kein Sonntag mehr, an dem sich das OAP trifft und auch der Ort hat sich geändert, aber das Anliegen ist ähnlich geblieben. Das Plenum begreift sich einerseits als Informationspool. Ereignisse, die gelaufen sind oder anstehen, werden besprochen. Auf der anderen Seite soll es Koordinierungstreffen für Antifa – Aktionen sein. Damit bietet es vor allem Menschen, die einen linken und antifaschistischen Anspruch haben und nich in anderen Gruppen vernetzt sind, die Möglichkeit, organisiert zu Demonstrationen etc. zu fahren.

Aber das OAP sollte mehr sein, als eine Informations – und Koordinierungsbörse. Es soll Menschen, die Stress mit Faschos und ähnlichem haben, einen Anlaufpunkt geben, der sie eventuell unterstützen kann und / oder aber andere Gruppen zwecks Mithilfe anspricht. Eine weitere Idee, war sich wöchentlich oder monatlich einem Thema, zu dem nicht unbedingt gerade Aktionen laufen müssen, inhaltlich zu widmen. Und sich auch darüber nach aussen zu artikulieren, zum Beispiel über Redebeiträge auf den entsprechenden Demonstrationen.

Das OAP versteht sich als antifaschistisch, was sich auch auf die Gründungsidee zurückführen lässt. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dieser Ausrichtung. Doch dies bedeutet nicht, dass anderen Themen und Ansprüche komplett ausgeblendet sind. Das „A“ im OAP, steht ebenso für antirassistisch und antisexistisch. Dies bedeutet, dass die Koordinierung und der Informationsaustausch natürlich zum Beispiel Antira – Gruppen einschließt.

Das Plenum ist ein offenes. Dies ist einer der wichtigsten Ansprüche des OAP`s. Es bietet damit linken / linksradikalen Menschen ohne Einbindung in andere, meist geschlossenen Gruppen, einen Anlaufpunkt. Viele BesucherInnen des OAP`s sehen darin auch einen der wichtigsten Ansprüche dieses Plenums: „(…) Es ist ziemlich unangenehm und schwierig für junge Menschen oder Leute, welche erst seit kurzem in Leipzig wohnen, in eine feste in sich geschlossene Gruppe herein zu schneien (…)“.

Hier kann der 1. Kontakt zu einer organisierten Antifa hergestellt werden, ein extrem wichtiger Punkt für sehr junge Antifas, um zum Beispiel nicht mehr völlig allein und unkoordiniert zu Aktionen fahren zu müssen. Und natürlich besteht über dieses Plenum auch die Möglichkeit in andere Gruppen und AG`s eingebunden zu werden. Eine aktuelles Beispiel dafür ist die AG öffentliche Räume des BgR.

Dafür ist es aber notwendig, dass andere Gruppen eine Mitverantwortung für das OAP übernehmen. Eine Idee, welche dazu im OAP entstand, ist der Wunsch, dass Gruppen bei Bedarf im OAP zum Beispiel neue Arbeitsgruppen vorstellen, wenn sie für diese Leute, die aktiv und inhaltlich mitarbeiten wollen, suchen. Und das OAP aus dem Regal hervorzuholen.

Im Moment ist der Zuspruch neuer Leute zum OAP ziemlich gering, vielleicht liegt das an der fehlenden Attraktivität des selben, vielleicht an etwas anderem. Deshalb ist jede/r Antifa und sich linksradikal Verstehende/r dazu aufgerufen, Kritiken, Wünsche und vor allem neue Ideen in das OAP zu bringen. Aber vielleicht liegt es auch daran dass alle denken, jede/r kennt das OAP und keiner redet mehr darüber, wann, wo und mit welchen Anspruch sich dort Menschen treffen.

Eure OAP – Vorbereitungsgruppe

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