OAT im Juli: Pastasciutta Antifascista

Im letzten Juli veranstalteten wir beim OAT erstmals ein »Pastasciutta Antifaschista« und weil es so gut angenommen wurde, wollen wir es dieses Jahr wiederholen. Es erwartet euch abermals ein super leckeres Essen, Getränke und Raum für Austausch.

Wie können wir uns unterstützen? Welche Möglichkeiten gibt es um die Antifaschist*innen im Budapest-Komplex und Antifa Ost – Verfahren zu unterstützen? Habt ihr eigene antifaschistische Projekte wo ihr noch Hilfe sucht? Dann kommt vorbei, nehmt eure Freund*innen mit, esst was und lasst uns ins Gespräch kommen, wo wir uns gegenseitig helfen können.

Nächstes OAT am 22. Juli 2025 um 19 Uhr im Conne Island im Vorderhaus (Koburger Str. 3, 04277 Leipzig)

»Pastasciutta Antifaschista« im Gedenken an den Widerstand italienischer Partisanen

Anlässlich des Endes der Mussolini-Herrschaft in Rom im Sommer 1943, fand die »Pastasciutta Antifascista« statt. Der historische Hintergrund dieser Tradition ist so einfach wie beeindruckend. Als sich am 
25. Juli 1943 die Nachricht vom Sturz des Faschismus durch die Absetzung und Verhaftung des Verbrechers Benito Mussolini verbreitete, hatte die Familie Cervi in der Reggio Emilia eine großartige Idee. Sie beschloss, das Ereignis öffentlich zu feiern: Sie beschaffte Mehl, nahm Butter und Käse auf Kredit und bereitete kiloweise Nudeln zu. Als das Essen fertig war, beluden die Familienmitglieder eine Pferdekarre und brachten Pasta auf den Platz in Campegine, um das Essen an die Dorfbewohner zu verteilen. Das sei »die schönste Beerdigung des Faschismus« gewesen, wie Alcide »Papa« Cervi erklärte.

Die Familie Cervi

Auf der Internetseite »Storia della Resistenza« kann man über das Schicksal der Familie Cervi folgendes finden: Die Familie Cervi, die in Gattatico einen gepachteten Hof bewirtschaftete, hatte sieben Söhne. Sie alle engagierten sich in unterschiedlicher Form gegen den Faschismus. Aldo Cervi verbüßte wegen Befehlsverweigerung im Militär drei Jahre Haft im Gefängnis. Sein Bruder Gerlindo Cervi wurde wegen illegaler Arbeit mehrfach verhaftet. 1943 verübten Ferdinando und Massimo Cervi ihre erste Sabotageaktion. Sie unterbrachen eine für die Faschisten wichtige Stromversorgung.

Nach dem Sturz Mussolinis wurde der Hof der Cervis Anlaufstelle für viele Flüchtlinge. Unter ihnen waren italienische Soldaten ebenso wie Kriegsgefangene und politische Häftlinge, die aus den Gefängnissen fliehen konnten. Hier erhielten sie ein Versteck, bekamen Nahrung, Kleidung und Informationen, um unterzutauchen.

Nach der Besatzung Italiens am 8. September 1943 durch die Deutschen organisierten die Cervis den bewaffneten Widerstand. Anfang Oktober gingen die sieben Brüder mit Gleichgesinnten in die Berge. Ende Oktober überfielen sie eine Polizeistation, um an Waffen zu gelangen. Danach zogen sie sich wieder in die Berge zurück. Unterstützung erhielten sie von dem Priester Don Pasquino Borghi, der den Partisanen Unterschlupf gewährte.

Faschisten statuieren Exempel

Der Versuch, einen hohen faschistischen Funktionär aus Reggio Emilia zu entführen und zu töten, misslang, sorgt aber für Aufsehen und Sympathie in der Bevölkerung. Am 25. November 1943 erfolgte der Gegenschlag der Besatzer. Das Haus der Cervis wurde vom faschistischen Militär umstellt, alle Männer verhaftet, die Frauen und Kinder auf die Straße getrieben und das Haus angezündet. Alcide »Papa« Cervi, die sieben Brüder und einer ihrer Genossen wurden in das Zuchthaus »Servi« nach Reggio Emilia gebracht. Während Alcide wieder entlassen wurde, blieben die sieben Brüder in Haft. Als im Dezember 1943 andere Partisanen zwei hohe faschistische Militärs töteten, wurde von den faschistischen Machthabern in Reggio Emilia ein Exempel statuiert. Die sieben Brüder wurden am 28. Dezember 1943 um 6.30 Uhr mit ihrem Genossen erschossen. Kurz danach erfolgte auch die Hinrichtung von Don Pasquino Borghi.

Die Erinnerung an die »Fratelli Cervi« ist bis heute in Italien präsent. Sie ist verbunden mit dem Wissen um die antifaschistische Tradition des Landes.

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